Eine vom Material her gedachte Werkserie widmet sich der Dekonstruktion von Aktenordnern. Aktenordner als Material sind geeignet eine Verbindung von Privatem und Politschem herzustellen.
Bild oben: Gray Swan Theory. Schnittmuster, 2023

Jede und jeder kennt sie als Aufbewahrungsort wichtiger Unterlagen. In Deutschland heißen, sie „Leitzordner“, in der Schweiz sind es die „Bundesordner“ und in Österreich wurde der „Bene-Ordner“ von der Markenbezeichnung zum umgangssprachlichen Gattungsnamen .
Erfunden im Jahr 1886, hatte der Aktenordner seine größte Verbreitung in den 80er Jahren. Inzwischen liegen Akten mehr und mehr digitalisiert vor. Dadurch ist die „Entsorgung“ des Altmaterials in vollem Gange. Aber in verschiedenen Bereichen werden sie bleiben – etwa bei extrem „sensiblen“ Daten.

Zeitgeschichtliche und erinnerungspolitische Themen werden durch das Material besonders ins Blickfeld gerückt.
Der Zusammenhang zum Gesamtwerk zeigt sich bei verschiedenen Projekten. (Siehe z.B. Gedächtnislücken-Ikebana, Unvorhergesehene Ereignisse / Grauer Schwan oder bei der Videoinstallation in Stuttgart).
Unvergessen sind die Geschichten der Aktenordner zum NSU-Untersuchungsausschuss. Angefangen mit den Akten, die am 11.11. 2011 im Bundesamt für Verfassungsschutz geschreddert wurden – bis hin zu den Wagenladungen aus Thüringen die im Jahr 2012 auf der Autobahn Richtung Berlin gestoppt werden sollten, da sie nicht „geschwärzt“ worden waren.





Wissenschaftiche Aufarbeitung, Fragmente von Aktenordnern,Reagenzglas, 2023
Gray Swan Theory, Detail, Fragmente von Aktenordnern, Collage, 2023
Ikebana, Fragmente von Aktenordnern, Holz, 14 x 9 x 9 cm, 2022
Knüller, Serie, 28 x 26 cm, 2025

„Entfällt der Gebrauch, werden Akten unverständlich, nichtssagend und – wie man es kennt, wenn man als Unbefugter eine Akte in die Hand bekommt – absurd in ihrer Detailliertheit, geheimnisvoll in ihrer Knappheit.„
Vismann, Cornelia (2012a): Zeit der Akten, in: Dies.: Das Recht und seine Mittel. Ausgewählte Schriften, hg. von Markus Krajewski und Fabian Steinhauer, Frankfurt am Main: Fischer, S. 54–72.
Zitiert aus: Die Akte/n, Hrsg. Peter Plener, Burkhardt Wolf
Link Springer: https://doi.org/10.1007/978-3-662-70242-0