Personal-Befragung / Innere Sicherheit
Die Umstände im Zusammenhang mit dem NSU-Komplex eröffnen die Chance, in den sonst abgeschirmten Bereich der Inneren Sicherheit Einblick zu nehmen. Dadurch wurde es möglich einzelne Protagonisten der Sicherheitsbehörden herauszugreifen und ihnen malerisch zu begegnen.
Durch die parlamentarische und juristische Aufarbeitung werden die einzelnen Protagonisten zu Personen des öffentlichen Interesses.
Es sind die Staatsanwälte, Staatssekretäre, Ministerialräte, Polizei-Kommissare, Mitarbeiter und Präsidenten der Verfassungsschutzämter, die im Einzelfall für die Innere Sicherheit dieses Landes verantwortlich sind.
Auch wenn die Strukturen der ‚Sicherheits-Architektur‘ politisch entschieden werden, die Umsetzung dieser Strukturen findet im ‚Normalbetrieb‘ in den Ämtern und Dienststellen statt. Dort wird gewirkt und gestaltet.
Aquarelle
40 Portraits von ausgewählten Personen, Bereich „Innere Sicherheit“, Bundesrepublik Deutschland. Aquarell auf Bütten, ca. 52 x 37 cm, 2012 – 2018
Alle für die Personalbefragungen ausgewählten Personen waren unmittelbar mit dem NSU-Komplex befasst. Durch das Malen ihrer Porträts versuche ich, mehr über sie zu erfahren. Die dabei entstanden 40 Aquarelle, sind nicht als repräsentative Porträts zu lesen. Vielmehr eröffnen sie einen Raum der Gegenüberstellung: In diesem wird die jeweilige berufliche Haltung sichtbar.
Gedächtnislücken
Gedächtnislücken, 40, 29,7 x 21 cm, Laserdruck, geschwärzt mit Pochoirdruck, 2018
Bei den 40 Erinnerungslücken handelt es sich um Auszüge aus dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestages* bei denen der Protokolltext im Druckverfahren geschwärzt wurde. Ausgespart wurden nur jene Stellen, an denen die Zeugen sich nicht erinnern konnten oder wollten. Die Auswahl der Textstellen aus der Vielzahl der möglichen Fundstellen erfolgte nach jeweils besonderen sprachlichen Merkmalen im Ausdruck der Zeugen
* Erster Bundestags-Untersuchungsausschuss (17. Bundestag)
Grundlage für die Erinnerungslücken waren die Protokolle des stenografischen Dienstes des Deutschen Bundestags des Ersten Untersuchungsausschusses, 2012 – 2013
Originale bei der Bundeszentrale für politische Bildung
Das Archiv der Personalbefragung
Für die Personalbefragungen wurde eine Archiv-Installation entwickelt, die die 40 Aquarelle und die dazugehörigen Aktenordner mit Namenslisten, Dienstgraden und ausgewählten Zitaten umfasst.
Durch die Präsentation in einem Archivsystem in Augenhöhe wird es den Betrachtenden möglich, sich mit den jeweiligen Haltungen zu konfrontieren. Das Herausziehen der Schuber und das Nachschlagen der zugehörigen Informationen in den hängenden Ordnern erwirkt eine Interaktion.
40 ausgewählte Erinnerungslücken, die an den Wänden hinter den Archivkästen hängen, vervollständigen die Installation.
– Zum Hintergrund: Beitrag arte vom 8.3.2018, „Ermittlungen in Aquarell“ –