Untersuchungsauschuss / Ikebana

In der Ausstellung ZWEIFEL, hinterconti Hamburg, 1.9. – 10.9. 2023

Ikebana / D D u d n s p U z N i H, Detail, Holz, Fragmente von Aktenordnern, April 2023)

Das Drama um den nicht stattfindenden parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU in Hamburg – und seine Folgen für die Aufarbeitung.

Grauer, Schwan, 2023, Nieto, 2023, Turnaound,2023, Ikebana, 2023

Die Ausstellung ZWEIFEL vereint Elemente aus unterschiedlichen Werkgruppen. Der folgende Text wurde der Ausstellung vorangestellt und fasst die Elemente zusammen.

ZWEIFEL

„An allem ist zu zweifeln“, so lautet der Titel des letzten Albums des Musikkollektivs School Of Zuversicht. Der Zweifel als Möglichkeitsraum um Dinge produktiv neu zu denken ist die eine Seite.

Aber der Zweifel ist auch Stoff für die altbewährte Methode der Zersetzung auf der Ebene der Geheimdienste. Als solche ist er inzwischen in die Sphäre des Alltags hinübergeschwappt. Heute sind Zweifel säende Bots unablässig unterwegs, um noch verbliebene zarte Pflänzchen des Denkens auszudörren und mit Propaganda zu betonieren.
Etwas mit Zweifeln zu belegen, überzeugt durch vermeintliche „Mitwisserschaft“.
Zweifel werden dabei ganz einfach umgestülpt und echohaft als Meinung verhandelt. Die „gefakte Mondlandung“, das „Heizungsverbot“ und der „Klimaschwindel“, um nur einige zu nennen, sind für viele attraktiv.
Im Gegenteil erscheint es nicht verlockend ohne Gewissheiten zu leben.

 

Die Zweifel hervorrufenden Anlässe sind dabei legendär – Potemkinsche Dörfer, Persilscheine, die Zahnfee, Aktion Konfetti – und in der Zivilisation fest verankert. Die Sicherheitsbehörden und Teile der Politik tun das ihrige, um die Liste der (bislang unaufgeklärten) Vorfälle zu verlängern.
Mal geht es bei bewusst hervorgerufenen Täuschungen nur um harmlose Kosmetik im Alltag, aber es kamen und kommen auch Menschen zu Schaden, oder werden (mindestens) um ihren Anteil am Kuchen gebracht.

Der Versuch diese Täuschungen zu erkennen, Machtgefüge und Illusionen zu durchdringen, ist notwendig, bisweilen überaus langwierig und immer komplex. Der Austausch darüber ebenso, dazu gibt es Risiken und Gegenwind. Und auch der Elefant im Raum und der grau-schwarze Schwan, sowie ein paar blinde Flecke haben hier ihren Auftritt.

Aktenordner, Aquarell, 2015

Beim Versuch des Erkennens beginnt der Raum sich nach und nach zu öffnen, schwingt zwischen Zeiten und Orten. Fragil, wie ein flüchtiger Schatten, meldet sich schließlich die eigene Bedingtheit, während Lichtflecken auf ihrem Weg dem Material begegnen, das, umgeben von Geräuschen und Gerüchen, von der Schwerkraft gehalten wird.

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